Ein Selbsterfahrungsbericht
Schon seit längerer Zeit bin ich auf dem Reduktionstrip: Technik aus dem Weg, Zeit/Blende/Entfernung, Festbrennweite. Ein Wink des Schicksals hatte mir zu Beginn der Corona-Krise nun noch die Farbe genommen. Was hat das mit meinen Wochenbildern und meiner Fotografie insgesamt gemacht?
Mit Beginn der C-Krise habe ich mich weiter reduziert: nur noch Schwarz-Weiß.
Das ergab sich zunächst zufällig aus einem Anflug von G.A.S. (Gear Acquisition Syndrome), aber schnell war mir klar, dass das bestens zusammenpasst.
Bereits davor hatte ich mich fast vollständig auf eine Festbrennweite (35mm) reduziert, selten wechsle ich mal zu 21mm, 28mm oder 50mm. Seit C. hat sich mein Radius auch stark reduziert. Das bedeutet: ich fotografiere fast nur noch in unserem dörflichen Vorort, meist auf dem Weg zum Bäcker. Ähnlich der “100 Bilder auf dem Klo”-Challenge bin ich auch hier erstaunt, dass ich immer wieder neue Motive oder neue Sichten finde. Im Moment macht es mir total viel Spaß, auch weil ich oft Bilder produziere, die mir selbst gefallen (ich bin auch meine Zielgruppe!) – nicht zuletzt auch weil sie sich neuartig und anders anfühlen. Leider sind sehr wenige Menschen darauf, aber das kommt schon wieder.
Bei dem harten Sonnenlicht habe ich immer einen Rotfilter auf dem Objektiv, den ich dank Magnetadapter (Empfehlung!) schnell abnehmen kann. Meine Einstellung zu S/W hat sich sehr verändert: Für mich ist S/W das neue “Normal”. Bei wenigen Motiven würde ich mir Farbe als Gestaltungsmittel dazu wünschen (früher war es umgekehrt: da war die Konvertierung in S/W das Gestaltungsmittel).
Intensiver als früher fällt mir auf, wie hässlich viele Farb-Kombinationen in einer normalen Szene, z.B. in den Straßen, sind. Ich experimentiere etwas mit dem nachträglichen Einfärben der S/W-RAWs – das würde ich gerne vertiefen. Ich sehe die Welt jetzt etwas anders, eher in Kontrasten und Formen. Selten öffne ich die Blende weit – ich tendiere nun fast ein wenig zur Ansicht, dass Szene-Aufräumen mittels geringer Schärfentiefe ein zu einfaches Mittel ist (ja, manchmal sieht es halt doch toll aus 🙂 ).
Die Nachbearbeitung ist zwar wichtig für mich, soll aber doch eher schnell gehen. Meine Fähigkeiten sind auch begrenzt. Erkenntnis: Bei S/W-RAWs geht das “Entwickeln” nun noch schneller, denn ohne Farbmixer und Farben als Selektionshilfe, kann man in Lightroom gar nicht viel machen. Auch hier passt das aktuelle Setup irgendwie gut zu meiner ausgeprägten Bequemlichkeit.
Wie geht es weiter? Ich werde das Thema „Kolorieren“ von S/W-Bildern vertiefen und es müssen unbedingt wieder mehr Menschen auf meine Bilder. Demnächst werde ich meine Farb-Kamera auch wieder hervorholen, werde dann vermutlich viel bewusster mit Farbe umgehen (möglicherweise werde ich dann kaum noch Motive finden, die mir so gefallen – wir werden sehen).
Meine Fotos gibt es entweder hier in den Wochenbildern (unter all den anderen tollen Beiträgen) oder auf meinem Instagram-Feed.